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Erschienen:04.02.2005 / SZ / SBM_MAN / CLPO_2
Ressort:Region
Textname:sn2-4ruanda.ART
Verfasser:Von SZ-Mitarbeiter
Fred Eric Schmitt

Kriegswaisen erleben saarländische Hilfsbereitschaft

Porträt der Woche

Sylvie und Olivier aus Ruanda haben wieder Hoffnung – Ärzte therapieren kostenlos

Von SZ-Mitarbeiter

Fred Eric Schmitt

Saarlouis. „Es ist einfach wunderbar“, sagen Sylvie und Olivier. Die beiden sind 17 Jahre alt und Kriegswaisen aus dem ostafrikanischen Ruanda. Drei Monate waren sie im Saarland zu Gast, um hier vor Jahren begonnene medizinische Behandlungen anzuschließen.

In Ruanda hat zu Beginn der 90er Jahre ein Bürgerkrieg getobt. Mehr als 800000 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Der Krieg hat vor den Kindern nicht Halt gemacht: Der damals vielleicht sechsjährigen Sylvie hat eine Kugel den Oberarm zerfetzt, dem kleinen Oliver hat eine Machete das Gesicht zerschnitten.

Neun Jahre ist es jetzt her, dass Sylvie und Olivier mit sechs anderen schwer verletzten Kriegswaisen nach Saarlouis gekommen waren, um in der St. Elisabeth-Klinik versorgt zu werden. Einen erschreckenden Anblick boten die Kinder aus Afrika damals: „Sie waren nicht nur schwer verletzt und schlecht versorgt, sondern litten auch unter Begleiterkrankungen wie chronischer Tuberkulose oder Knochenmarksvereiterung“, erinnert sich der Chefarzt der Kinderklinik in der St. Elisabeth-Klinik, Alexander Tzonos. Niemals zuvor, sagt er, habe er etwas Ähnliches gesehen. „Gott sei Dank nicht“, fügt er leise hinzu.

Sowohl bei Sylvie wie auch bei Olivier konnte die Behandlung 1995 nicht vollständig abschlossen werden, da man erst abwarten musste, bis die Kinder ausgewachsen waren. Im Oktober letzten Jahres war es dann soweit. Sylvie und Oliver kamen zur Weiterbehandlung ins Saarland, begleitet von Schwester Raphaele, die die Kinder jahrelang betreut hat.

Die Wadgasser Kirchengemeinde Maria Heimsuchung freute sich auf die beiden Kinder. Seit Jahren engagiert sich die Gemeinde für die Kinder aus Ruanda. Sie steuert Geld zum Aufenthalt der beiden jungen Leute in Deutschland bei. Aber auch im Wadgasser Haus Mutter Rosa der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, wo die jungen Leute drei Monate lang zu Gast waren, freute man sich auf den Besuch aus Ruanda. Und in der St. Elisabeth-Klinik in Saarlouis, wo man die notwendigen medizinischen Eingriffe zum Teil selbst vorgenommen hat, aber die beiden jungen Leute auch an befreundete Kollegen und Spezialisten weitervermittelt hat.

An Professor Ulrich Meester von der Sulzbacher Augenklinik beispielsweise, der Olivier gleich zwei Mal operiert hat, so dass der junge Mann jetzt endlich sein verletztes Auge schließen kann, und die ständigen Infektionen abgeheilt sind. Oder an die plastischen Chirurgen des St. Josef-Krankenhauses in Hermeskeil, die den Oberarm von Sylvie wieder hergestellt haben, oder die Spezialisten des Völklinger St. Michaels-Krankenhauses, die die notwendigen Voruntersuchungen gemacht haben. Alles kostenlos. Viel zusätzliche Hilfe hat die beiden jungen Leute überrascht: Ein Wadgasser Zahnarzt, der Olivier „mal eben einen neuen Zahn eingesetzt hat“, oder ein Optiker aus Völklingen, der Schwester Raphaele eine neue Brille verpasst hat, so dass sie wieder lesen kann.

Wer Sylvie und Olivier heute kennen lernt, kommt nicht auf die Idee, dass sie eine schwere Kindheit hatten.

Was ihre Zukunft angeht, haben sie konkrete Vorstellungen. Sylvie will Medizin studieren, am liebsten in Deutschland, und Kinderärztin werden. Olivier will Wirtschaftswissenschaftler werden. Er möchte „eine Familie, viele Kinder und dort arbeiten, wo es Herausforderungen gibt und wo ich gute Freunde habe“. Die Kirchengemeinde Maria Heimsuchung will die junge Frau und den jungen Mann weiter unterstützen.

Auf die Schnelle

Sylvie und Olivier sind zwei Kriegswaisen aus dem ostafrikanischen Ruanda. Drei Monate waren sie im Saarland zu Gast, um sich unter anderem in der St. Elisabeth-Klinik Saarlouis behandeln zu lassen. Die Wadgasser Kirchengemeinde Maria Heimsuchung unterstützt die Waisen. red


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