Glücklich die Kirche,
die nicht blind ihren eigenen Traditionen vertraut, doch auch nicht kritiklos
auf jede Mode hereinfällt.
Glücklich die Kirche, die nicht nur milden Spott übrig hat für das
unsichere Suchen und Fragen der Menschen und auch nicht gereizt reagiert. wenn
sie selber Spott erfährt und belächelt wird.
Glücklich die Kirche, die Freude gewinnt aus dem Glauben, dass ein
rettender, befreiender Gott hinter ihr steht, die nie aufhört zu fragen, welche
Konsequenzen jetzt aus diesem Glauben zu ziehen sind.
Eine soIche Kirche könnte Ort der Menschlichkeit sein in einer
unmenschlichen Welt. Sie könnte den Menschen die Zuversicht schenken, dass
Zukunft, Friede und gleiche Chancen für alle verwirklichbar sind. Sie könnte
selbst Modell dieser Zukunft sein. Doch eine Kirche, die sich weigert, sich
selbst in Frage stellen zu lassen, wird ganz aus dem Bewusstsein der Menschen
verschwinden. Sie wird nicht bestehen vor dem Urteil des Herrn, ihres Gottes,
noch vor den Menschen, die nach Gerechtigkeit schreien.
Eine Kirche, die sich vom Establishment löst, die ständig unterwegs ist
zu neuen Realutopien, braucht keine Angst zu haben, von Gott verlassen zu sein,
aber Gott in Anspruch zu nehmen für eine noch so gut gemeinte menschliche
Sturheit, ist ein Versuch, der fehlschlagen muss.
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DIETHARD ZILS
aus: Bundesleitung der kjg, Beten durch die Schallmauer, Düsseldorf 1992, 78
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