Startseite
Begrüßung
die Pfarrei von A-Z
Aktuelles
Gottesdienstordnung
Wichtiges in Kürze
Rund um die Kirche
Rund ums Pfarrhaus
Die "Hauptamtlichen"
Gruppen und Gremien
Termine
Auf ein Wort ...
Fotos und Berichte
Kontakt / Impressum
Verweise
Gästebuch
... das Wetter
Katholische Pfarrgemeinde Maria Heimsuchung Wadgassen


Die "Norbert-Reliquie"

Ein besonderes Ereignis fand am 26. Januar 2020 um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche Maria Heimsuchung Wadgassen statt.

Am 25. Januar feiern wir den Gedenktag des Heiligen Wolfram, Gründer der Abtei Wadgassen. Er verstarb am 25. Januar 1158 im Prämonstratenserkloster Wadgassen. Hier war zuvor der Ort eines fränkischen Königshofs. Dieser wurde 1080 von Kaiser Heinrich IV. an Sigbert I., Graf des unteren Saargaues, verschenkt. Dessen Sohn, Graf Friedrich von Saarbrücken, bestimmte zusammen mit seiner Frau Gisela in seinem Testament den Hof zur Gründung eines Augustiner-Chorherren-Stiftes; er starb 1134. Der 1132 aus der Diözese Toul gekommene neue Erzbischof Albero von Trier (von Montreuil) gründete dort im Jahr 1135 ein Prämonstratenserkloster, dessen erster Abt der aus Prémontré berufene Chorherr Wolfram wurde.

Wolfram kannte Norbert von Xanten, den Gründer der Prämonstratenser. Leider ist das Grab Wolframs bis heute verschollen. Dennoch gedenken wir seiner an seinem Todestag, da sich die Abtei Wadgassen in den Jahrhunderten zu einem festen Bestandteil kirchlichen, wirtschaftlichen und politischen Lebens entwickelte. Bis zur Säkularisierung war die Abtei Wadgassen mit ihren vielen Gründungen eine der Größten im damaligen Erzbistum Trier.

Doch nun zu diesem besonderen Tag, dem 26. Januar: Im vorangegangenen Jahr machten wir uns auf den Weg zum Kloster Strahow in Prag, der Ruhestätte des Hl. Norbert von Xanten. Dort ist auch der letzte Abt, Jean Baptist Bordier (1784–1792) beigesetzt, der nach der Niederlegung der Abtei dort verstarb.

Die Pilger- und Kulturfahrt zum Kloster Strahow war für alle Teilnehmer ein besonderes Ereignis. Hier gilt Herrn Hartmann von Werbeln unser aller Dank für seine Organisation. Teilnehmer unserer Fahrt war neben vielen anderen Historikern auch Pfarrer Dr. Joachim Conrad aus Köllerbach, der uns am Grab des Hl. Norbert eine sehr bewegende Predigt gehalten hat. Im Rahmen der Messfeier wurde uns vom Abt Daniel Peter Janácek eine Reliquie des Hl. Norbert überreicht.

Sie wurde an diesem 26. Januar Ihnen allen vorgestellt.

27. bis 30. August 2019 „Pilger- und Kulturfahrt“ nach Prag
Ausführlicher Bericht, veröffentlicht in der Wadgasser Rundschau

 
Saarbrücker Zeitung vom  23.09.2019: Eine Reliquie aus Prag für Wadgassen
 
Wochenspiegel vom  09.10.2019: Wadgasser Kirche erhält Reliquie

26. Januar 2020: Festhochamt Einführung der Reliquie des Hl. Norbert von Xanten
Fotos von Horst Meyer

Paulinus-Artikel vom 9. Februar 2020: Vom Niederrhein über Prag ins Saarland

Wadgasser Rundschau vom 06.02.2020:
Feierliche Einführung einer "Norbert-Reliqie" in Wadgassen

Paulinus-Artikel vom 4. Juni 2023: mit Bibel und Spaten“ von Stanislaus Klemm

So lautet der Titel eines Buches, das im vorletzten Jahr zur 900-Jahrfeier der Gründung des Prämonstratenser- Ordens durch den Hl. Norbert von Xanten herausgegeben wurde. Mit den beiden Begriffen: „Bibel und Spaten“ wollte der Herausgeber in Anlehnung an eine berühmte Merseburger Skulptur des Heiligen sowohl das geistig/kulturelle wie auch wirtschaftliche Wirken und die Bautätigkeit dieses Ordens ins Gedächtnis rufen, der selbst nach schwersten Krisen wie: Reformation, Glaubenskriege, Aufklärung, Revolution und Säkularisierung bis heute immer noch eine glaubwürdige Grundlage geblieben ist, christlichen Glauben zu leben, gute Wirtschaftsführung und Lebensgrundlage für Menschen zu schaffen, Gemeinschaft zu stiften, sowie Bildung und Kultur zu fördern. Gedanken zum Hl. Norbert von Xanten, dessen Gedenktag wir am 6. Juni begehen.

Der Hl. Wolfram, erster Abt [1135-1158] der Prämonstratenser-Abtei Wadgassen, größte Gründung im damaligen Erzbistum Trier, hätte sich sicherlich sehr gefreut über die vom Wadgasser Heimatforscher Bernd Hartmann im Jahr 2019 initiierte und organisierte Übertragung einer Reliquie seines Mitbruders und Ordensgründers Norbert von Xanten vom Prager Kloster Strahov aus in seine nach ihm neu benannte Pfarrgemeinde in Wadgassen.

  • Der hl. Norbert - seine Lebens-Daten

Das Leben des Hl. Norbert von Xanten weist zwei entscheidende „Brüche“ auf. Da ist zum einen die Wandlung vom adligen, reichen Chorherrn zum Asketen, Rückzug aus „der Welt“, zum begeisterten und furchtlosen Wanderprediger und Ordensgründer, zum anderen wird sein Leben erneut geprägt und bestimmt durch sein Wirken als Bischof wieder in die „Welt“ zurück, in „die Welt hinein“.

Geboren wird Norbert zwischen 1080 und 1085 in Xanten als Sohn eines alten niederrheinischen Adelsgeschlechtes. Auf Wunsch seiner Eltern wird Norbert schon früh ins adlige Xantener St.-Viktor-Stift aufgenommen und hat bereits als Subdiakon durch seine Dienste für den Kölner Erzbischof wie auch als Berater des Kaisers ertragreiche Pfründe und kann so ein sehr begütertes Leben führen. Nach einem starken Bekehrungserlebnis, das sehr an die Bekehrung des Saulus zum Paulus erinnert, lässt er sich zum Priester weihen, wendet sich dem eremitisch-asketischen Leben zu, schenkt seinen Reichtum den Armen und zieht als Gott zugewandter Wanderprediger durchs Land. Im Jahr 1121 gründet er mit 13 Gefährten in einem abgelegenen Tal bei Prémontré den Orden der „Prämonstratenser“, den größten römisch-katholischen Orden regulierter Chorherren. Im Gegensatz zu anderen Orden sind sie geweihte Priester und keine Mönche. Sie leben aber nach der strengen Regel des Hl. Augustinus und legen ein Gelübde ab. Anfangs leben auch Frauen und Männer in Doppelklöstern. Intensives Gebet, Fasten, Seelsorge, aber auch anstrengende Handarbeit bestimmen ihr Leben. Von 1126 bis zu seinem Tod übernimmt Norbert den Bischofssitz in Magdeburg in der stillen Hoffnung, so ein ganzes Bistum für seine Reform zu gewinnen. Norbert zählt zu den Vertrauten des Kaisers Lothar III. und begleitet ihn in den Jahren 1132/33 nach Rom, wo dieser zum Kaiser gekrönt wird. Norbert ist kurzfristig und vorübergehend in Vertretung des Erzbischofs von Köln sogar als Reichserzkanzler für Italien tätig. Er stirbt am 6. Juni 1134, wahrscheinlich an einer Malariaerkrankung, die er sich auf einer Reise zugezogen hatte. Er wird in Magdeburg beigesetzt und von der katholischen Kirche seit 1582 als Heiliger verehrt. Die Gebeine des Hl. Norbert werden 1626 von Magdeburg aus in die tschechische Ordensniederlassung Doxan und von dort ins Prager Kloster Strahov überführt, um sie vor den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zu schützen. In dieses Kloster war auch 1792 der letzte Wadgasser Abt Baptiste Bordier geflohen, als seine eigene Abtei durch Franzö-sische Revolutionstruppen besetzt und aufgelöst wurde.

  • Der hl. Norbert - seine Lebens-Bedeutung

Sein späteres Bischofsamt war stets großen Auseinandersetzungen, Anfechtungen und Widerständen ausgesetzt, stand es doch im Schnittpunkt zwischen geistlichen und weltlichen Gewalten, aber auch zwischen traditioneller geistlicher Stadtherrschaft und zunehmend autonomieorientierten Bürgerverbänden. Dennoch blieb am Ende eine bewundernswerte Sicht seiner Hirtenzeit. In einer alten Magdeburger Bischofschronik von 1883 heißt es unter anderem über Norbert: „Durch das leider so beklagenswerte und unerwartete Geschick seines Todes wurde uns gleich wie eine plötzlich herabfallende Blüte jener denkwürdige Mann entrissen, jener vortreffliche Prediger, der Mann, sage ich, der für die Kirche notwendig und erwünscht war, der eine Zuflucht der Unglücklichen, ein Trost der Betrübten war und die Liebe zu den Menschen und den Hass aller Laster besaß … Gegen Silber und Gold, das die Sterblichen als das Höchste erachten, hatte er eine solche Verachtung, dass er keine Bedenken trug, den überreichen Schatz seiner Kirche auszugeben.“

Spätestens nach dem berühmten, unseligen Gang des Kaisers Heinrich IV. nach Canossa im Jahr 1077 war im ganzen Reich der sogenannte „Investiturstreit“ ausgebrochen, wo es um grundsätzliche kirchenrechtliche Streitpunkte zwischen der weltlichen und geistlichen Macht (Ämtervergabe) ging. Der hl. Norbert von Xanten hat zu seiner Lebenszeit entscheidende Impulse gegeben, um diese Streitigkeiten durch seine Art der Vermittlungsbereitschaft ein gutes Stück weit schlichten zu helfen. Sowohl von kaiserlicher als auch von päpstlicher Seite hoch geschätzt standen in seiner Person in einzigartiger Weise seine adelige Herkunft mit seiner tiefen religiösen Verbundenheit in einem guten Dialog.

„Norbert zeigte sich als ein Mann auf der Höhe seiner Zeit, der deren Anforderungen verstand und gestaltete. Sein aus der Kanoniker-Reform hervorgegangener Orden sollte in der Zukunft der mächtigste und beständigste dieser Art werden. Hierfür war nicht zuletzt die Förderung ausschlaggebend, die er seinen Prämonstratensern in Magdeburg zuteil werden ließ. Durch sie nahm er Einfluss auf die Kirche weit über seine Lebenszeit hinaus“, so urteilt der Mainzer Kirchenhistoriker Prof. Dr. Rolf Decot. Neben Bernhard von Clairvaux gehört der Hl. Norbert ganz sicher zu den wichtigsten kirchlichen Persönlichkeiten des 12. Jahrhunderts.

Norbert ist ein Heiliger mit vielen Facetten und Fähigkeiten. Selbst sein Interesse für „Archäologisches“ soll ihm zumindest im Kölner Raum Ruhm und Ansehen beschert haben. Die Gebeine des seit der Spätantike in Köln verehrten Hl. Gereon, römischer Märtyrersoldat und Mitglied der sogenannten „Thebäischen Legion“ sollen erst 800 Jahre später auf Anraten und unter der Leitung von Norbert in der Nähe von Köln ausgegraben worden sein. Wahrscheinlich hat er sogar bei der Ausgrabung selber „mit Hand angelegt“. Zumindest könnte der Buchtitel „mit Bibel und Spaten“ einen interessanten Bezug dazu herstellen. Uns allen aber schenkt der Heilige Norbert von Xanten zwei sehr Nachdenkens werte Erfahrungen, wenn er meint: Ich war bei Hofe, ich war im Kloster, ich stand in kirchlichen Würden; und überall machte ich die Erfahrung, dass es nichts Besseres gibt, als ganz auf Gott gerichtet zu sein.“ Und: Ein strenges Leben ist reich an Freuden: das glaubt niemand, außer, wer es selbst erprobt.

 

Zurück